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Neugestaltung Spitzgarten Klosterinsel Rheinau, 2021

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Eine über tausendjährige Vergangenheit weist die Klosteranlage Rhei­nau auf. Mit Mauern ist sie vom wilden Wasser geschützt, im Innern der umfriedeten Anlage verbirgt sich ein einfacher, stiller Baumgarten und der Klosterhof. Nebst dem Beten und der Andacht hatten die Mönche zur Sicherung ihrer Selbstversorgung leichte Arbeiten zu verrichten. So wur­den im sogenannten Spitzgarten Obstbäume angepflanzt - urbi et orbi bestimmte den Tagesablauf der Mönche.

Die räumliche Klarheit von Innen und Aussen, die architektonische Zonie­rung in Hof und Garten liegt dem Entwurfskonzept zu Grunde. Duftende Rosen und süsse Äpfel verleihen dem Spitzgarten neu die übergeordnete Atmosphäre.

Die verloren gegangene Umfriedungsmauer auf der Nordseite wird wie­der hochgezogen, die über die Jahrhunderte additiv zugefügten Elemente im Spitzgarten werden ausgeräumt. Der Klostergarten wird geklärt und in seine ursprünglichste Form zurückgeführt.

Das Inselufer wird zum extensiv gepflegten Flussufer. Als Vorbild dafür dient der gegenüberliegende Uferstreifen am Festland. Die Uferlinie hat sich über die Jahrhunderte in Richtung Norden verschoben, dadurch hat sich die Insel vergrössert. Im natürlichen Uferbereich sind lineare Stein­bänder eingelegt. Diese Bänder, die zum Sitzen einladen oder als Tram­pelpfade genutzt werden können, zeigen die Etappen der verschiedenen Uferlinien auf.

Der Zugang zum Garten erfolgt gegenüberliegend dem ‘Haus der Stille’. Beim Durchschreiten des Tores tritt man in den grosszügigen Baum­garten ein. Ein Baumgarten, bestehend aus einer getroffenen Auswahl der ältesten und besten Apfelsorten. Die Bäume sind in einem regel­mässigen Anbauraster gepflanzt. Als Grundlage für das Raster dient ein gleichseitiges Dreieck von 9m Seitenlänge. Dieses Idealmass ermöglicht eine optimale Entwicklung jedes Einzelbaumes und gleichzeitig eine gute Bewirtschaftung des gesamten Hains. Unter den Bäumen wächst eine extensiv genutzte und artenreiche Blumenwiese. Ein Meer aus duftenden Dichternarzissen erscheint alljährlich im Frühling unter dem Baumdach. Die Narzissen ziehen sich dann jeweils nach der Blüte für ein Jahr in den Boden zurück, um neue Kraft für die nächste Saison zu tanken.

Ein raumhaltiges Spalier, konstruiert aus einheimischem Holz, begleitet auf der Gartenseite die bestehende Nordmauer über die gesamte Länge des Spitzgartens. Die Spalierkonstruktion mit einer neuen Gesamthöhe der Umfriedung von 2.50m, stärkt die räumliche Fassung des Spitzgar­tens und somit das Erleben des geordneten und üppigen Baumgartens. Das Spalier wird mit verschiedenen Arten und Sorten von duftenden Kletterrosen berankt. Bänke, die entlang des Spaliers platziert sind, laden zum Erholen ein.

Das chaussierte Wegenetz baut auf der Ursprungsstruktur auf. Die We­geachse, die vom ehemaligen Konventgebäude zur Magdalenenkapelle führt, wird neu von einer Apfelbaumallee begleitet. Die Querachsen ver­binden die Türme miteinander.

Mit unterschiedlichen Wasserbrunnen werden drei verschiedene Orte im Garten akzentuiert und ausgezeichnet: der Wassertisch unter dem Baumdach, der Trinkbrunnen beim Turmrelikt und das Wasserbecken im Wegekreuz der Allee.